Begeisterter Empfang für unseren Olympioniken

Event-Datum: 
Mittwoch, 2 Mai, 2018
Begeisterter Empfang für unseren Olympioniken Simon Schempp
 
Gut 300 biathlonbegeisterte Anhänger von Simon Schempp bereiteten dem Silbermedaillengewinner im Massenstart von PyeongChang einen tollen Empfang.
Durch das Spalier des Biathlonnachwuchses der Ski-Zunft Uhingen betrat Simon Schempp unter großem Applaus, untermalt durch die Fanfare der IBU, das Uditorium.

Bürgermeister Matthias Wittlinger hieß den Ehrengast herzlichen willkommen, begrüßte Herrn Andreas Schmid und Herrn Martin Renfftlen vom Schwäbischen Skiverband, sowie für den Sportkreis Göppingen Herrn Rolf Widmaier als Gäste. Die Eltern von Simon Schempp wurde mit der Bemerkung begrüßt, dass die beiden meist in Begleitung von ein paar Kindern, und auf dem Weg zum Training in den Schwarzwald sind. Der Hausherr begrüßte auch die Vertreter der Presse welche über den Empfang berichten. Zum Schluss begrüßte er Willi Hahner als Vorstand der Ski-Zunft und des Simon Schempp Fanclubs und bat ihn mit auf die Bühne, überreichte ihm für seinen Einsatz ein Präsent der Stadt. Herr Wittlinger sprach anschließend die Schwierigkeit an für Simon ein passendes Geschenk zu finden. Er dankte Simon für seine Erfolge und zusammen mit Willi Hahner lüfteten sie das unter einem roten Tuch, auf einer Staffelei thronende, verborgene Geschenk, ein Ölgemälde das Simon als Biathleten darstellt. Großer Beifall vom Publikum!

Nachdem der Musikverein Uhingen, der die Veranstaltung musikalisch umrahmte, ein paar Stücke gespielt hatte bat Herr Wittlinger den Moderator für den Abend, Harald Betz von der NWZ, in Aktion zu treten.
Harald Betz nahm Simon vor der Bühne in Beschlag und bot an dass Simon drei Fragen von anwesenden Kindern beantworten möchte.
Interessiert war der erste kleinen Frager an der Häufigkeit des Trainings und was ihm besser liegt schießen oder laufen? Simon: „Verteilt über die Woche von Montag bis Samstag kommen so neun Trainingseinheiten zusammen. Man muss beide Disziplinen mögen, aber eigentlich schieße ich lieber, wobei mir das Stehendschießen besser liegt. Hier fallen auch am häufigsten die Entscheidungen.“
Zur Podiumsdiskussion bat Harald Betz den Silbermedaillengewinner mit auf die Bühne, dazu Herrn BM Wittlinger, Willi Hahner und Martin Renfftlen, Vizepräsident Alpin des Schwäbischen Skiverbandes.
Bevor die Fragerunde startete überreichte Willi Hahner an Simon ein gut gefülltes Dreiliterglas seines Hauptsponsors ERDINGER.
Bevor Harald Betz auf den Wintersport zu sprechen kam schwenkte er auf das am Vorabend gelaufene Champions-League-Spiel Spiel Bayern München – Real Madrid um. Simon als bekennender Bayern-Fan war live im Santiago-Bernabeu-Stadion in Madrid dabei, ein für ihn unbeschreibliches Erlebnis, dessen Ausgang er sich gerne ein wenig anders gewünscht hätte, es die Bayern verdient gehabt hätten weiter zu kommen.

Angesprochen wurde noch kurz der vergangene Urlaub von Simon, seinem ersten Urlaub in den USA mit Besuchen von New York und Maiami wo er auch sehr viel zu Fuß unterwegs war und viele Eindrücke sammeln konnte. Aber auch Entspannung am Strand gehörte zum Programm.

Danach wurde zum Biathlon umgeschwenkt, nach PyeongChcang, der Olympiade-Stadt. Simon berichtete von tollen Erlebnissen und hervorragenden Wettkampfstätten und sehr guter Organisation, nur die Zuschauerzahlen ließen zu wünschen übrig. Das olympische Dorf empfand Simon eher enttäuschend, in Appartements mit sehr beschränktem Platz, in Hochhäusern. In den Zimmern war fast alles mit Folie abgedeckt damit nichts beschädigt wird, man kam sich nicht gerade erwünscht vor, da die Appartements alle schon verkauft waren. Der Speisesaal war enorm groß, jedoch sehr kalt. Nur mit Mütze und dicker Jacke ging es zum Essen, wobei das Essen selber sehr gut war.

Auf das Massenstartrennen zu rückkommend meinte Simon, dass man mit einer Silbermedaille immer zufrieden sein muss, er trotz vorheriger Gesundheitsprobleme doch mit sehr guter Form in PyeonChang am Start war. Simon ist im Sprint und Verfolgung mit Platz 7 und 5 sehr gut gestartet und war für das letzte Rennen sehr motiviert. Simon: „Konnte nach dem letzten Schießen an Martin Fourcade dran bleiben und alles in den Schlussspurt auf der leider sehr kurzen Zielgerade investieren. Es lief eigentlich alles sehr gut bis zum Schlusskoridor, wollte links an Martin vorbei, der jedoch dann auch nach links wechselte und mir nichts anderes übrig blieb als auf die andere Seite zu wechseln, habe dadurch ein wenig Schwung verloren. Es war sehr, sehr eng, wenn es zwei Meter weiter gegangen wäre, wäre es sicherlich anders ausgegangen. Leider sind die Korridore nur 15 Meter, bin aber mit der Silbermedaille, einer Einzelmedaille, sehr, sehr glücklich!“ Beifall aus dem Publikum!
Harald Betz meinte, ein sehr fairer Sportsmann hat hier die Situation mit den Korridoren erklärt. Auf Nachfrage packte Simon dann seine beiden Medaillen aus und präsentierte sie unter Beifall dem Publikum.

Herr Renfftlen vom SSV wusste zu berichten, dass Baden-Württemberg, als zweitgrößtes Wintersportland Deutschlands, 11 Kandidaten zu Olympia schickte und die Sportler finanziell unterstützt werden. Renfftlen weiter: „Simon weiß was ein Sportler für Leistungen bringen muss um so in der Weltspitze mitzuhalten und welche finanziellen Opfer die Sportler zu Beginn ihrer Karriere bringen müssen.“ Simon dazu: „Wir sind auf einem guten Weg es gibt jedoch noch Verbesserungspotential, habe von Skiinternat in Furtwangen profitiert, wäre ohne das Internat sicherlich nicht der Biathlet geworden. Auch auf die schulische Ausbildung sei hier sehr viel Wert gelegt worden.“

Bürgermeister Wittlinger sagte dass wenn Simon Schempp bei Wettkämpfen ist dies dann in Uhingen schon ein großes Thema und Stadtgespräch ist und er die Stadt auch überregional bekannt macht hat und nicht mehr im Schwarzwald angesiedelt wird.
Willi Hahner: „Zum Public Viewing im Stammlokal in Schlat waren bei zwei Veranstaltungen wärend der Olympiade viele Fans, bei super Stimmung, anwesend, dies werden wir sicherlich wiederholen.“

Auf die Frage ob Simon schon Angebote von anderen Vereinen erhalten hat, verneint er dies mit der Bemerkung: „Ich weiß nicht wer auf die Idee kommen sollte. Man vergisst nie, wo man aufgewachsen ist und seine Wurzeln hat. Habe in der Ski-Zunft angefangen und werde dort auch meine Karriere beenden.“ Tosender Applaus vom Publikum! Simon weiter: „Der Fanclub ist im Winter öfters dabei, unterstützt mich. Es ist schön zu sehen dass die Begeisterung da ist und so viele Fans mitfiebern.“
Auf die Frage ob es schön wäre wenn die Olympischen Spiele mal wieder in Europa stattfinden würden wünschte sich Simon nichts lieber als das, meinte jedoch dass der Olympische Ruf gerade nicht der Beste ist und deshalb viele Bürger zurückschrecken wenn es um die Austragungsorte geht, zu viel negatives über die Ereignisse berichtet wird und dabei der „Spirit“ den die olympische Bewegung auslösen kann vergessen wird.
Auch Herr Renfftlen würde eine Olympiade in Europa begrüßen, würde den Nachwuchs sicherlich anspornen.
Auf die Frage an Willi Hahner welche Biathlon-Stadion ihm gut gefallen kann Hahner allen Stadien ihren persönlichen Charme und eigene Atmosphäre nicht wegreden, mit Einschränkung von Nove Mesto, da hier zu viel Publikum ins Stadion gepfercht würde und die nötige Infrastruktur fehle. Die Planungen zum Besuch der nächste Weltmeisterschaft in Östersund 2019 seien am laufen damit Simon auch dort unterstützt wird.

Simon fühlt sich in Ruhpolding, Hochfilzen, Antholz und Nove Mesto wohl, wo immer ein „Hexenkessel“ herrscht, das Stadion immer voll ist. Simon weiter: „Laufe lieber vor 30.000 als vor 5.000 Zuschauern, das macht einfach mehr Spaß!“
Auf die Nachfrage nach der Gesamtweltcup-Platzierung, diese Saison mit “nur Platz12“, erklärt Simon: „Bin im Dezember eigentlich ganz gut gestartet, mit drei mal Platz 4 hintereinander, knapp am Podium vorbei. Habe über die Weihnachtspause gedacht meine Rückenprobleme in Griff zu bekommen, und im Januar passt alles wieder. Dem war leider nicht so, ich musste einige Wettkämpfe auslassen, war dann kurz vor den Olympischen Spielen unter Zeitdruck, da das Problem nicht in Griff zu bekommen war. Diese Saison habe ich es nicht geschafft immer im Weltcup vorne mitzumischen. Habe nach Olympia gemerkt dass es wieder schlechter wird. Das Rückenproblem hat sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison gezogen. Durch die kurze Taktung der Wettkämpfe fand ich keine Zeit mich richtig auszukurieren. Bin deshalb mit den Platzierungen bei Olympia sehr zufrieden!“

Auf die Frage ob Simon den erbitterten Zweikampf an der Weltcupspitze zwischen Martin Fourcade  und Johannes Thinges Boe so erwartet hätte bejahte der dies, hätte gerne auch da vorne mitgemischt. Simon: „Ein Duell auf solch hohem Level gab es sicherlich noch nie. Und Martin Fourcade war diese Saison in jedem Renn auf dem Podium, das gab es auch noch nie. Ich hätte es Johannes gegönnt Martin zu schlagen.“ 
Zurückkommend zum Massenstartrennen bei Olympia und dem Fotofinish mit Fourcade meinte Simon: „Haben uns gegenseitig gratuliert, dann kamen die Teamkollegen auch schon zu mir. Zuerst ärgert man sich weil es so knapp war, so knapp an Gold dran. Dann ist Arnd zu mir gekommen, hat gesehen dass ich nicht so in Jubel ausbreche, hat mich gepackt, geschüttelt und gesagt: Junge jetzt freu dich endlich mal! Da ist mir bewusst geworden dass es eine Medaille ist, Silber, und konnte mich freuen!“

Danach sprach Harald Betz das heikle Thema Doping an, welches als Schatten nicht nur über der Biathlonszene lag und liegt. An Simon die Frage: „Wie soll es weitergehen?“
Simon: „Man macht da schon sehr lange herum, die Sache muss jetzt schleunigst aufgeklärt werden damit Klarheit herrscht. Es bringt nichts wenn nur spekuliert wird, das schadet dem Sport nur. Bin davon überzeugt dass ein Großteil mit fairen Mitteln kämpft, und wir Sportler setzten uns für härtere Strafen ein und dass die IBU härter durchgreift, es strengere Kontrollen gibt.“
Betz: „Es war für euch Sportler sicherlich ein Schock, wenn man erfährt dass die Verbandspitze mit in der Sache drinsteckt?“
Simon: „Natürlich! Habe mich immer ganz gut aufgehoben gefühlt in der IBU. Bin häufig innerhalb von 6 Wochen 12-mal auf Doping kontrolliert worden. Wenn dann Schieberei ins Spiel kommt ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Zur Debatte stand seitens der Sportler auch schon ein Boykott der Wettkämpfe. Das ganze Kontrollsystem muss überarbeitet werden, von den Dachverbänden weggenommen werden, sonst besteht immer ein Interessenskonflikt. Die Dopingkontrolle muss unabhängig gemacht werden.“

Harald Betz kam zurück zum Staffelbronze mit den vier Vorzeigeathleten und der Frage ob genügend junge Athleten nachkommen.
Simon: „Wir vier (Lesser, Doll, Peiffer, Schempp) haben uns da vorne etabliert, wäre froh wenn wir noch einen fünften oder sechsten Mann dabei hätten. Da kommt ein Loch da kann man trotz der Medaillenausbeute bei Olympia nicht darüber hinwegsehen, gilt auch für die Frauen. Ich hoffe dass es im Juniorenbereich einen Schub nach vorne gibt. Hier müssen viele ehrenamtliche Trainer zu viel schultern. Der Nachwuchs muss stärker gefördert werden.“

Herr Renfftlen sprach die begrenzen Möglichkeiten in unserer Region auf Schnee zu trainieren an, verbunden mit weiten Wegen, verwies jedoch auf die Anlagen in Ulm, Schömberg, Notschrei und Gosheim, die alle auf Schnee hoffen.
Harald Betz sprach die gute Arbeit im Jugendbereich bei der Ski-Zunft mit Reiner Schempp an.

Willi Hahner berichtete dass Reiner Schempp hier sehr gute Arbeit leistet und mit Florian Baumann jetzt wieder ein Athlet im Skiinternat in Furtwangen ist.

Betz kam noch auf den Trainerwechsel mit dem legendären Andi Stitzel zu sprechen, dass sich die Fernsehzuschauer nun wohl umstellen müssen.
Simon: „Es kommt ein junger Trainer nach, lasst euch überraschen! Unser offizielles Training startet nächste Woche.“
Auf seine kommenden Ziele angesprochen sagt Simon: „Sind eigentlich fast jedes Jahr dieselben, man mag immer topp vorbereitet in die Saison gehen und konstant durch diese kommen. Und wenn es hervorragend läuft, bei der Weltmeisterschaft noch ein wenig zulegen!“ gerne würde er in Östersund seinen Weltmeistertitel im Massenstart verteidigen.

Zum Abschluss der Runde kam Harald Betz wieder auf den Fußball zurück, mit der Frage wer wohl Weltmeister wird. Simon hofft dass Manuel Neuer wieder das deutsche Tor hütet und setzt als Patriot auf die deutsche Fußballnationalmannschaft.
 
Danach gratulierte Rolf Widmaier, als Vertreter des Sportkreises, Simon Schempp zur Wahl zum Sportler des Jahres 2017 und überreichte ihm nachträglich Urkunde, Scheck und Medaille. (Die Wahl erfolgte bereits am 24.03.)

Willi Hahner schloss sich an: „Die Ski-Zunft ist stolz auf solch einen Sportler wie Simon Schempp und sein Heimatverein wird ihn deshalb mit der Ehrenmitgliedschaft ehren.“ Er überreichte Simon unter dem Beifall der Gäste Urkunde und Ehrennadel.
 
Im Anschluss bat Harald Betz noch Jörg Himmler und Lars Krause auf die Bühne.
Die beiden Biathlonfans aus Bruchsal sind seit 2005 bei sehr vielen Biathlonveranstaltungen dabei, wie in Korea, PyeongChang, Canmore und natürlich den Wettkämpfen in Europa und fallen durch ihre extravagante Kleidung auf.
Simon war im Anschluss noch lange Zeit damit beschäftigt Autogramme an seine Fans zu verteilen.
geschrieben: 4. Mai 2018 - 15:51 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 13:39