Boe-Brüder dominieren Sprint in Ruhpolding

Event-Datum: 
Donnerstag, 17 Januar, 2019
Johannes Thingnes Boe aus Norwegen musste stehend einmal in die Strafrunde, holte auf der letzten Runde seinen älteren Bruder Tarjei aber noch ein und sicherte sich den Sieg im Sprint von Ruhpolding in 22:56,3. Tarjei schoss tadellos und kam auf Platz zwei, 7,9 Sekunden hinter seinem Bruder.  Nachdem die Boes schon in der Verfolgung in Nove Mesto mit den Plätzen 1 und 3 zusammen auf dem Treppchen standen, konnten sie heute wieder zusammen jubeln. Platz drei ging an den Deutschen Benedikt Doll mit einer Strafrunde und einem Rückstand von 10,5 Sekunden.
 
Genug Energie
Johannes erklärte, wie so eine pfeilschnelle Schlussrunde möglich war, gab aber gleichzeitig zu, dass er vor den nächsten Rennen noch an einigen Details arbeiten müsse: „Ich wusste, dass ich (schnell) laufen musste. Ich entschied mich, (die Schlussrunde) sehr schnell anzugehen und einfach zu sehen, was es mir einbringen würde. Ich merkte, dass ich genug Energie für die ganze Runde hatte. Deshalb konnte ich so eine schnelle letzte Runde hinlegen – ich hatte genug Körner… Ich habe eine Scheibe stehen gelassen… Es ist in den nächsten Rennen also noch Luft nach oben. Ich bereite mich bereits auf die morgige Staffel und den Massenstart vor.“
Martin Fourcade aus Frankreich traf alle zehn Scheiben und beendete den Sprint auf dem vierten Platz mit 15,9 Sekunden Rückstand. Alexander Loginov aus Russland, der in der Vorwoche den Sprint von Oberhof gewann, musste sich mit dem fünften Platz 26,1 Sekunden hinter Johannes Thingnes Boe nach einem Schießfehler zufrieden geben. Lukas Hofer aus Italien rundete die Top 6 ab und ließ genau wie Loginov eine Scheibe stehen.
 
Perfekter Tag
Nachdem das Rennen aufgrund der Schneemassen um einen Tag nach hinten verschoben worden war, bot sich Zuschauern und Athleten an diesem Morgen perfektes Biathlonwetter in der Chiemgau-Arena. Auf den Tribünen und an den Strecken sammelten sich reihenweise jubelnde Fans. Der Himmel war strahlend blau und das Thermometer zeigte Grade knapp unter dem Gefrierpunkt. Eine leichte Brise wehte am Schießstand, der als einer der einfachsten im ganzen BMW IBU Weltcup gilt.
 
Tarjei in Führung
Tarjei hängte die Latte mit Startnummer vier schon sehr zeitig sehr hoch. Eine schnelle erste Runde und ein fehlerfreier Schießdurchgang brachte ihm einen Vorsprung von 14,5 Sekunden ein. Eder, der sicherste Schnellschütze des gesamten Feldes, machte seinem Ruf wieder einmal alle Ehre und räumte alle Scheiben ab. Fourcade blieb ebenfalls fehlerfrei. Simon Schempp und Erik Lesser starteten nicht, doch Doll gab den heimischen Fans Grund zum Jubeln. Er schoss schneller als Tarjei und sicherte sich so einen Vorsprung von 9 Sekunden. Dann war Johannes dran: Er kam als Führender zum Schießstand, räumte alle Scheiben ab und schob sich 0,5 Sekunden vor Doll.
 
Auf Angriff: Die Boes, Fourcade und Doll
Der ältere Boe-Bruder bot dabei eine lupenreine Vorstellung und ließ Erinnerungen an vergangene Jahre wach werden, in denen er die Scheiben in Windeseile umfallen ließ und den Maßstab im Feld setzte. Wenig später erreichte auch Martin Fourcade das Stehendschießend auf dem zweiten Platz liegend. Zwar schoss der Franzose vorsichtig, blieb aber fehlerfrei und hielt mit 9,9 Sekunden Rückstand Anschluss an Boe. Alexander Loginov ließ im Stehendanschlag nichts anbrennen, verpasste allerdings zuvor eine Scheibe liegend und lag 20 Sekunden hinter Tarjei Boe zurück.
Sowohl Benedikt Doll als auch Tarjeis älterer Bruder Johannes erreichten das Stehendschießen mit der Chance auf die Führung, doch sowohl der Deutsche als auch der Norwegen setzten einen Schuss daneben und lagen nach einer Strafrunde wenige Sekunden hinter der Führungszeit des 30-Jährigen zurück. 
 
Johannes’ Tag
Tarjei flog über die letzte Runde und ging im Ziel in Führung. Nun musste er warten und dabei zusehen, wie seine Konkurrenten versuchten, ihn vom Thron zu stoßen. Fourcade und Doll gaben auf der Schlussrunde alles, konnten den Norwegen aber nicht knacken. Doll lag im Ziel nur wenige Sekunden hinter Tarjei Boe. Doch letztendlich war es wieder einmal Johannes’ Tag. Nach der Hälfte der Schlussrunde hatte er seinen Rückstand auf Tarjei aufgeholt, ging in Führung und verdrängte seinen Bruder im Ziel auf Rang zwei.
 
Immer etwas Besonderes
Obwohl es am Ende nicht für den Sieg reichte, freute sich Tarjei sehr darüber, zusammen mit seinem Bruder auf dem Treppchen zu stehen: „Es ist immer etwas Besonderes, so etwas mit seinem Bruder zu teilen. Wir haben nicht allzu viele Jahre, in denen wir zusammen ganz oben mitlaufen können, also nutzen wir jede Gelegenheit, die wir bekommen. Wir bräuchten noch einen dritten Bruder, dann könnten wir ein Boe-Podest bilden.“
 
Nur eine Person
Der Weltcupgesamtsieger von 2011 war sich während des Rennens sicher, dass er aufs Treppchen laufen konnte, vor allem nach einem fehlerfreien Stehendschießen: „Ich wusste, wenn ich fehlerfrei blieb und eine ordentliche Schießzeit schaffte, könnten mir nicht viele gefährlich werden. Dann käme es auf die Laufzeit an… Als Benni und auch Martin mich nicht verdrängen konnten, wusste ich, dass es jetzt nur noch einen gab, der mich schlagen konnte. Ich war also sicher, heute entweder Erster oder Zweiter zu werden. Leider reichte es nicht zum Sieg! Aber es war ein guter Kampf.“
 
Vor Martin
Doll schätzte seine Chancen von Anfang an realistisch ein. „Ich wusste, es würde ein harter Kampf werden, und ich wusste auch, dass Johannes erst spät starten, sich an die Spitze setzen und alles für den Sieg geben würde… Am Ende freut es mich, dass ich vor Martin bleiben und mit Platz drei sichern konnte.“
Text-Quelle: ​http://de.biathlonworld.com
geschrieben: 20. Januar 2019 - 11:10