Martin Fourcade und seine Teamkollegen holen alle Treppchenplätze in der Verfolgung

Event-Datum: 
Samstag, 14 März, 2020
Martin Fourcade und seine Teamkollegen holen alle Treppchenplätze in der Verfolgung von Kontiolahti
Der französische Star Martin Fourcade zauberte sich selbst das beste Abschiedsgeschenk vom Weltcupzirkus: Im letzten Rennen seiner Karriere räumte er mit seinen Teamkollegen Quentin Fillon Maillet und Emilien Jacquelin alle Podiumsplätze ab. Fourcade schoss drei Fehler, übernahm aber die Kontrolle nach dem letzten Stehendschießen und sicherte sich den Sieg in der Verfolgung der Herren in 31:25,4. Fillon Maillet wurde Zweiter mit zwei Strafrunden und einem Rückstand von 2,9 Sekunden. Platz drei ging an Jacquelin mit vier Fehlern und einem Abstand von 4,5 Sekunden. Dieser dritte Platz bescherte ihm gleichzeitig die kleine Kristallkugel in der Verfolgungswertung – die erste seiner Karriere.
 
Träume, keine Fans, erster und letzter Weltcupsieg in Kontiolahti
Fourcade beendet seine Karriere mit einem Verfolgungssieg in genau dem Stadion, in welchem er vor 10 Jahren seinen ersten Weltcupsieg in einem Verfolgungsrennen feierte. Er sagte gerührt: „Wie alle wissen, ist das ein großer Tag für mich. Es war mein Traum, Biathlon etwas mehr als 10 Jahre zu betreiben. Ich hätte mir keinen besseren Abschluss wünschen können. Natürlich vermisse ich die Fans. Aber als ich in den Wäldern der Pyrenäen mit Biathlon begann, hatte ich dort auch keine Fans. Es ging nur um Biathlon und Skilaufen. Ich bin stolz, dass ich so viel erreicht habe und dass ich mich auf dem Weg selbst gefunden habe. Heute ist ein wunderbarer Tag, um die Karriere zu beenden.“
 
„Froh zu gehen…mit Freudentränen“
Fourcade erklärte, dass er den „Staffelstab“ nun an die neue Generation weiterreicht. „Ich habe mir nicht ausgemalt, an meinem letzten Tag das Gelbe Trikot zu tragen und die Große Kristallkugel zu gewinnen. Es ist gut, dass Johannes beides bekommt… So kann ich befreit gehen. Vor zehn Jahren in Vancouver übergab mir Vincent Defrasne den Staffelstab und heute bin ich stolz, ihn an meinen Freund Emilien weiterzureichen. Genauso wie an den super starken Quentin. Ich hoffe, sie werden ihn in 10 Jahren an andere junge französische Biathleten weiterreichen. Ich bin ziemlich emotional… Das war mein Traum. Ich bin froh, zu gehen. Wenn ich weine, dann sind es Freudentränen.“
 
Johannes Thingnes Boe schoss vier Fehler und wurde Vierter, 8,3 Sekunden hinter Fourcade. Er gewann aber genug Weltcuppunkte, um sich zum zweiten Mal hintereinander den Weltcupgesamtsieg der Herren und die Große Kristallkugel zu sichern.
 
Letzter Kampf; zwei Punkte
Der Norweger freute sich riesig über seinen zweiten Gesamtsieg und hatte nach dem Kampf gegen Fourcade viel zu sagen: „Es war aufregend, ein großer Kampf, der letzte Kampf gegen Martin – um den Tagessieg, aber auch um den Weltcupgesamtsieg. Er war ziemlich schnell unterwegs und hat mich am Schießstand sehr gefordert. Im ersten Stehendanschlag habe ich Fehler geschossen und dann lag alles in seinen Händen. Ich weiß nicht, wie ich die Scheiben beim letzten Schießen zu Fall gebracht habe, aber das war sehr wichtig. Ich kam auf Rang vier ein. Ich wusste, ich musste mindestens Platz vier belegen, wenn Martin gewinnt. Auf der Schlussrunde habe ich gesehen, dass Martin siegen würde. Ich musste also Vierter werden. Als ich als Vierter über die Ziellinie fuhr und diese zwei entscheidenden Punkte holte, war ich vollkommen am Ende. Es war ein großer Kampf.“
 
„Nette Worte“
Boe bekannte seinen großen Respekt für seinen Konkurrenten: „Es ist wunderbar, so nette Wort von der Biathlonlegende Martin zu hören. Er hat jeden am Start angefeuert, ein besserer Biathlet zu sein. Er hat mich nicht dazu gebracht, schneller zu laufen oder zu schießen. Er hat mich stattdessen insgesamt zu einem besseren Biathleten gemacht und diesem Sport so viele gegeben. Wir müssen uns für all das bedanken, was er uns beigebracht hat. Wir Norweger haben großartige Kämpfe mit Martin ausgetragen, vor allem Ole Einar, Emil, Tarjei und ich. Unser Team und die norwegischen Zuschauer werden Martin vermissen.“
 
Arnd Peiffer schoss zwei Fehler und wurde Fünfter, 14,1 Sekunden zurück. Platz sechs ging an Boes Teamkollegen Erlend Bjöntegaard. Er blieb fehlerfrei und landete 15,6 Sekunden hinter Fourcade.
 
Teilweise bewölkt; Johannes führt
Beim letzten Wettkampf der Herren in dieser Saison war der Himmel teilweise bewölkt und die Temperaturen lagen bei -5°C. Eine steife Brise fegte über den Schießstand. Als der Startschuss ertönte, richteten sich alle Augen sofort auf die Athleten mit den Startnummern 1 und 2: Johannes und Martin. Zum letzten Mal trafen diese beiden überragenden Biathleten aufeinander. Der Norweger legte ein zügiges Tempo vor und hielt seinen Abstand zu Fourcade und Jacquelin vor dem ersten Liegendschießen. Johannes schoss bedacht und blieb fehlerfrei, während Fourcade schneller als sonst feuerte, aber ebenfalls alle Scheiben abräumte. Er kam auf 7,9 Sekunden an Johannes heran. Jacquelin schoss auch tadellos und folgte Fourcade auf den Fersen. Christiansen kam als Nächster, doch 18 Sekunden hinter dem Trio.
 
Paralleles Schießen
Das französische Duo arbeitete sich bis zum zweiten Liegendschießen auf 2,5 Sekunden an Johannes heran. Das Trio feuerte parallel. Jacquelin war der Schnellste und blieb feherfrei, ebenso wie Fourcade. Johannes musste einmal in die Strafrunde. Der Sprintsieger fiel 22 Sekunden zurück, während Peiffer alle Scheiben traf, aber dennoch 57 Sekunden zurücklag.
 
Französisches Duo in Führung
Das Führungsduo behielt seinen Vorsprung bis zum ersten Stehendschießen. Beide schossen bedacht, ließen aber jeweils eine Scheibe stehen. Johannes schoss relativ langsam und musste dennoch dreimal in die Runde. Das Führungsduo hatte nun 42 Sekunden Vorsprung auf Fillon Maillet in Position drei. Er hatte sich einen Liegendfehler geleistet, aber stehend tadellos geschossen. Peiffer und Johannes lagen 1.05 zurück.
 
Fehlschüsse; Fourcade mit Vorsprung
Jacquelin gab auf den nächsten 2,5km das Tempo vor. Fourcade hängte sich hinter ihn bis zum höchsten Punkt der Wand. Dann überholte er seinen jungen Kollegen. Jacquelin zeigte beim letzten Schießen Nerven und ließ drei Scheiben stehen, während Fourcade fehlerfrei blieb und zum letzten Mal in seiner Karriere in Führung ging – 14,7 Sekunden vor Jacquelin und 21 Sekunden vor Fillon Maillet, der einen Fehler geschossen hatte. Johannes blieb fehlerfrei.
 
Siegestaumel
Jeder an der Strecke feuerte Fourcade auf seiner letzten Runde an. Er gab alles auf den finalen 2,5km seiner Biathlonkarriere. Er hatte klar ein Ziel vor Augen, wirkte aber nicht verkrampft. Bei der Wand hatte sich Johannes auf Rang zwei nach vorn geschoben. Die beiden Franzosen folgten ihm auf dem Fuß. Das französische Duo ließ sich nicht abschütteln und stürmte sogar wenige Meter vor dem Ziel auf die Ränge 2 und 3 nach vorn. Über dem Podest wehte heute die Tricolore. Als Fourcade ins Ziel kam, brach die Sonne durch die Wolken. Er riss die Arme in die Höhe und bedankte sich bei allen.
 
Gratulationen und die kleine Kristallkugel
Fourcade blieb im Zielbereich und nahm die Glückwünsche der Athleten entgegen. Dann überraschte ihn sein Team mit einer Champagnerdusche. Unter den Gratulanten war sein langjähriger Freund Simon Schempp, der ein paar Worte sprach und Fourcade umarmte. Bei der Blumenzeremonie trug Fourcade noch einmal das Gelbe Trikot und vollführte zwei Freudensprünge zum Ende seiner Karriere. Später bekam er zum letzten Mal in seiner Karriere eine Biathlontrophäe überreicht: die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Sprintwertung.
Quelle: biathlonworld.com
 
Beim letzten Weltcup der Saison, im Zweikampf Fourcade gegen Johannes Thingens Boe, und Fourcades Abschiedsrennen, wurden die restlichen Athleten, auch die Deutschen, fast zur Nebensache.
Benedikt Doll, Startnummer 6, musste am Schießstand Federn lassen. Mit insgesamt 6 Strafrunden konnte der gute Läufer keine Plätze gutmachen, landete mit einem Rückstand von 1:17,9 auf Platz 19.
Arnd Peiffer lieferte ein gutes Rennen ab. Mit Startnummer 9 kämpfte er sich im vorderen Feld über die beiden fehlerfreien Liegendschießen immer weiter nach vorne. Im Stehendanschlag musste er jedoch, wie viele andere auch, jeweils eine Strafrunde drehen und landete mit einem Rückstand von 14,1 Sek. auf Platz 5.
Johannes Kühn, Startnummer21, absolvierte das erste Schießen fehlerfrei, konnte sich in die Spitzengruppe vorarbeiten und sich nach einer Strafrunde beim zweiten Anschlag auch noch relativ weit vorne platzieren. Im Stehendanschlag traf er jedoch beide male nur 2 Scheiben und musste so insgesamt sieben Strafrunden drehen. Mit einem Rückstand von 2:24,2 landete er auf Platz 28.
Für Simon Schempp, mit Startnummer 45 gestartet, lief zum Saisonabschluss auch nicht alles nach Wunsch. Mit insgesamt 4 Strafrunden und einem Rückstand von 3:58,9 konnte er lediglich zwei Plätze gutmachen, Platz 43.
Auch Philipp Horn, Startnummer 55, musste heute am Schießstand Lehrgeld zahlen. Mit insgesamt 6 Strafrunden konnte er nur wenige Plätze gutmachen, landete mit einem Rückstand von 4:21,0 auf Platz 45.
Für Lucas Fratzscher, Startnummer 46, war der Schießstand heute kein Freund. Mit insgesamt 10 Fehlschüssen gab es keine Aussicht auf vordere Plätze. Mit einem Rückstand von 6:39,3 landete er auf dem letzten Platz.
 
Den Gesamtweltcup gewann Johannes Thingnes Boe (NOR) vor Martin Fourcade (FRA) und Quentin Fillon Maillet (FRA).
Die deutschen Biathleten:
Benedikt Doll, Platz 8;
Arnd Peiffer, Platz 11;
Johannes Kühn, Platz 13;
Philipp Horn, Platz 18;
Philipp Natrath, Platz 38;
Simon Schempp, Platz 43;
Erik Lesser, Platz 59;
Roman Rees, Platz 63.
Das Resümee aus dieser Saison: Die deutschen Biathleten müssen am Schießstand besser werden um weiter nach vorne zu kommen!
geschrieben: 15. März 2020 - 16:47 ; letzte Änderung: 21. März 2020 - 16:43