WC1 in Kontiolahti, Einzel über 15km der Frauen

Event-Datum: 
Samstag, 28 November, 2020
Dorothea Wierer rettet Sieg über 15 km von Kontiolahti 
Die Italienerin Dorothea Wierer büßte zwar von 35,1 Sekunden Vorsprung nach dem letzten Stehendschießen auf der letzten Runde viel ein, konnte den Sieg im 15 km Einzel der Frauen heute Nachmittag in Kontiolahti aber in 44:00,9 noch ins Ziel retten. Wierer, die 20 Treffer gesetzt hatte, musste auf den letzten 600 Metern noch die letzten Reserven aus sich herausholen, um ihren Sieg und das gelbe Trikot vor der Deutschen Denise Herrmann mit gerade einmal 0,8 Sekunden Vorsprung ins Ziel zu retten. Herrmann wurde mit einem Fehler Zweite. Johanna Skottheim aus Schweden schaffte es mit einem fehlerfreien dritten Platz und 24,1 Sekunden Rückstand zum ersten Mal aufs Podest.
Hinter ihr landeten zwei Mannschaftskameradinnen aus Schweden: Elvira Oeberg mit einem Fehler auf Platz vier und Linn Persson fehlerfrei auf Platz fünf, mit 34,1 und 36,8 Sekunden Rückstand. Die erfahrene Französin Anais Bescond, ebenfalls mit einem Fehler, wurde mit 1:18,5 Rückstand Sechste. Die Schwedinnen zeigten sich heute dominant: Auf Rang sieben konnte sich mit Hanna Oeberg eine weitere Schwedin platzieren.
 
Harte letzte Runden und gutes Schießen
Wierer war mit ihrem Sieg zufrieden, auch wenn sie zugab, auf den letzten zwei Runden schwer gekämpft zu haben. „Es fühlt sich gut an, wieder auf dem Podest zu stehen. Mit meinem Schießen heute war ich sehr zufrieden. Auf der Strecke habe ich heute sehr gekämpft, vor allem auf der vierten und auf der letzten Runde. Ich bin momentan nicht so gut in Form, aber ich hoffe, dass das mit mehr Rennen langsam kommt.“
Zu ihrem Schießen sagte sie weiter: „Ich habe es einfach so gemacht wie im Training. Momentan fühle ich mich ziemlich wohl, also habe ich mich einfach drauf konzentriert, was ich tun muss, nicht auf die Scheiben. Das ist der Schlüssel zu gutem Schießen.“
 
Frauen starten im Dunkeln
Die Bedingungen waren ähnlich wie zuvor bei den Männern, nur dass es schon dunkel geworden war, als Mona Brorsson das 103 Frauen starke Feld ins erste Rennen der BMW IBU Weltcupsaison führte. Sie und Ingrid Landmark Tandrevold gaben mit fehlerfreiem erstem Schießen den Ton an. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin Hanna Oeberg kam schneller als alle anderen an den Schießstand, leistete sich aber einen Fehler, wie nach ihr auch Herrmann. Wierer stieg mit einer Null-Fehler-Serie in ihre Saison ein, lag nach vorsichtigem Schießen aber hinter Lisa Theresa Hauser auf Rang zwei.
 
Wierer geht in Führung
Brorsson war die erste Frau beim zweiten Schießen und wiederholte ihr perfektes Ergebnis aus dem Liegendanschlag. Persson tat es ihr gleich, ging aber mit 0,1 Sekunden Vorsprung in Führung. Nach ihrem Fehler im Liegen ging Herrmann die Runde flott an und konnte nach einem effizienten fehlerfreien Stehendschießen nur 22 Sekunden hinter dem schwedischen Duo wieder auf die Strecke gehen. Die Frau in Gelb ging hinter ihr allerdings mühelos mit fünf Treffern in Führung.
 
Herrmann leistet Widerstand
Persson erhöhte auf 15 Treffer und fast 30 Sekunden Vorsprung. Trotz weiterhin guten Lauftempos und einem weiteren fehlerfreien Schießen lag Herrmann immer noch 13 Sekunden hinter Persson. Wierer war unbeirrbar, schoss einen schnellen Rhythmus und baute ihre Führung auf 28 Sekunden aus. Anais Bescond nietete die 15. Scheibe in Folge um, um sich hinter Wierer auf Rang zwei zu schieben.
 
35 Sekunden Vorsprung
Brorsson ließ sich von einem Fehler im dritten Schießen nicht beirren und kam mit weißer Weste durchs letzte Stehendschießen. Persson traf völlig sicher die letzten fünf Scheiben und ging in Führung. Aber auch mit perfektem Schießen ließ sich die blitzschnelle Herrmann nicht auf die Plätze verweisen. Das fehlerfreie letzte Schießen der Deutschen brachte ihr gepaart mit gewohnt rasantem Lauftempo vorerst die Führung ein. Aber auch Wierer traf wieder alles und ging mit komfortablen 35 Sekunden Vorsprung auf die letzten 3 km. Nach einem frühen Fehler meldete auch Elvira Oeberg mit einem fehlerfreien letzten Schießen Ansprüche aufs Podest an und rückte vor auf Rang vier, nur 6,5 Sekunden hinter ihrer Mannschaftskameradin. Dann allerdings schob sich Skottheim vor alle bis auf Wierer und ging mit guten Chancen aufs Podest auf die letzten 3 km.
 
Podestplätze auf der letzten Runde verteilt
Persson war als Erste im Ziel, aber das Rennen wurde nun zwischen Wierer und Herrmann entschieden. Die deutsche Favoritin war die nächste im Ziel und setzte sich an die Spitze. Wierer ließ nach, und ihre Führung war oben an der Wand 600 m vor dem Ziel auf 7,7 Sekunden zusammengeschmolzen. Die Frau in Gelb holte auf dem relativ flachen letzten Stück noch einmal alles aus sich heraus und warf sich zum Sieg mit einem Wimpernschlag von 0,8 Sekunden Vorsprung vor Herrmann über die Ziellinie. Die jüngere Oeberg-Schwester lieferte eine brillante letzte Runde ab, biss die Zähne zusammen und sprintete, was das Zeug hielt. Persson konnte sie noch überholten, für das Podest reichte es aber nicht mehr. Ihre Mannschafskameradin Skottheim hatte mit 20 Schuss und 20 Treffern die Nase vorn und sicherte sich Platz drei vor ihren beiden Teamkolleginnen.
 
So glücklich
Nach diesem spektakulären Auftritt strahlte Skottheim bis über beide Ohren und sagte: „Ich fühle mich gerade grandios ... so überglücklich über das Rennen heute. ... Ich hatte hier Ende der letzten Saison ein sehr gutes Rennen, also habe ich natürlich gute Erinnerungen an diese Arena. Aber Einzelrennen sind ziemlich schwierig, aber mit dem heute bin ich sehr zufrieden.“
 
Herrmann und der IBU Gesamtweltcup
Herrmann hat sich weiter verbessert, vor allem am Schießstand, und hat jetzt die nötige Selbstsicherheit, um den Sieg im IBU Gesamtweltcup ins Auge zu fassen. „Ich habe das Selbstvertrauen und denke bei jedem Schießen an die Technik. Das (Schießen) war prima bei mir. ... Der Sieg im Gesamtweltcup ist das Größte, was man als Athletin erreichen kann. Ich weiß, dass ich das ganze Jahr lang in guter Form sein kann, aber dieses Jahr ist so anders. Wir sind froh, dass wir normale Rennen haben und alle Mädels dabei sind, die um den Sieg mitkämpfen können. Das ist mein großes Ziel, aber man muss alle Rennen mitlaufen und kann nicht eins wegen Krankheit auslassen. Ich hoffe, dass das gut läuft.“
Quelle: biathlonworld.com
 
Die deutschen Platzierungen:
Platz 2,   Denise Herrmann, 1 Schießfehler, Rückstand 0:00,8 Min.
Platz 12, Maren Hammerschmidt, 1 Schießfehler, Rückstand 2:05,0 Min.
Platz 18, Franziska Preuss, 3 Schießfehler, Rückstand 2:40,7 Min.
Platz 36, Janina Hettich, 2 Schießfehler, Rückstand 3:49,3 Min.
Platz 37, Venessa Hinz, 2 Schießfehler, Rückstand 3:50,5 Min.
Platz 68, Anna Weidel, 4 Schießfehler, Rückstand 6:22,8 Min.
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geschrieben: 29. November 2020 - 15:35 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 10:40