WC2 in Kontiolahti, Oeberg-Sisters dominieren im Sprint über 7,5km

Event-Datum: 
Donnerstag, 3 Dezember, 2020
Oeberg-Schwestern dominieren im zweiten Sprintrennen
 
Hanna Oeberg wiederholt Leistung und holt zweiten Sprintsieg
Die Schwedin Hanna Oeberg wiederholte ihre Sprint-Leistung vom Sonntag und gewann heute Abend den 7,5-Kilometer-Sprint der Damen von Kontiolahti in einer Zeit von 21:11,5 Minuten. Sie war nur um 10 Sekunden langsamer als beim allerersten Sprintsieg. Anais Chevalier-Bouchet setzte ihr starkes Comeback aus der Elternzeit fort und holte sich mit einer fehlerfreien Schießleistung und 9,6 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Es war jedoch die 21-jährige Elvira Oeberg, die mit einer einzigen Strafe und 27,9 Sekunden Rückstand Platz Drei holte und am meisten für Furore sorgte. Sie machte damit einen schwedischen Sister Act perfekt, ganz im Sinne des 1-3-Erfolges der Boe Brothers vom frühen Nachmittag.
 
Oeberg: „Wollte der Startnummer gerecht werden“
Oeberg freute sich über ihren zweiten Sprintsieg in Folge. „Ich bin mit meinem Rennen sehr zufrieden, vor allem mit dem Schießen. Ich durfte das heutige Rennen in der gelben und roten Startnummer fahren. Diese Chance hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich wollte der Startnummer gerecht werden. Auf dem Schießstand fühle ich mich völlig souverän. Ich bin ruhig und mache einfach meine Arbeit."
 
Wechselseitige Motivation
Die Dame in der gelben Startnummer gab zu, dass sie in ihrer jüngeren Schwester eine toughe und starke Gegnerin hat. „Es es einfach toll, ihr beim Rennen zuzusehen. Sie ist wirklich stark und tut mir auch beim Trainieren gut. Sie ist stark und ich versuche, so gut wie möglich davon zu profitieren. Wir pushen uns das ganze Jahr über bei jedem Training gegenseitig. Ich bin nicht überrascht, dass sie auf den Skiern solche Zeiten schafft. Und ich glaube nicht, dass es das letzte Mal sein wird, dass man uns (gemeinsam) auf dem Podest sieht.“
 
Vierte wurde Marte Olsbu Roeiseland mit 33,8 Sekunden Rückstand, während die Deutsche Denise Herrmann mit 47,6 Sekunden Rückstand Fünfte wurde und die Tschechin Marketa Davidova mit 48,1 Sekunden Rückstand Sechste. Alle drei Damen kassierten je eine Strafe.
 
Liegendschießen für Elvira
104 Damen standen Schlange, um beim zweiten Sprint der Saison mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, von im Wind wehenden Fahnen und leichtem Schneefall am frühen Abend an den Start zu gehen. Hermann gab mit flotten 4:22 auf den ersten 1800 Meter den Ton an. Auf den schnellen Start folgte ein perfektes Liegendschießen, sie war jedoch langsamer als Chevalier-Bouchet und Davidova, die ebenfalls fehlerfrei blieben. Olsbu Roeiseland übernahm mit ihren 5 Treffern beim Liegendschießen die Führung, konnte sie aber nur kurz halten. Oebergs erste Runde war etwas langsamer, sie machte aber am Schießstand Zeit gut und überholte die Norwegerin. Im Mittelfeld der Startliste bewies die Nummer fünfzig, Elvira Oeberg, dass sie ebenso präzise und sogar um 3,5 Sekunden schneller als ihre erfahrenere Schwester sein kann, und führte die Strecke an.
 
Der Vorsprung wird ausgebaut
Chevalier-Bouchet ging mit einer zweiten sauberen Schießleistung in Führung und überholte Herrmann mühelos, die ihren letzten Schuss verfehlte und um 33 Sekunden zurückfiel. Herrmann war auf der Strecke nicht so flink wie sonst und konnte beim Kampf ums Podest nicht mithalten. Olsbu Roeiseland verfehlte nur einmal beim Stehendschießen und fiel so auf den dritten Platz hinter Chevalier-Bouchet zurück. Wieder war es Hanna Oeberg, die alle fünf Scheiben traf, ihren Vorsprung weiter ausbaute und sich 12,5 Sekunden Vorsprung zum Rest der Strecke sicherte. Die jüngere Oeberg-Schwester wiederholte später ihre Leistung im Liegendschießen, wodurch sie sich Chancen auf das Podest erkämpfte.
 
Hanna dominiert; 1-3 Finish für die Oebergs
Olsbu Roeiseland hatte wie üblich eine gelungene letzte Runde und schloss gegenüber der führenden Chevalier-Bouchet auf, sie fuhr aber dennoch erst hinter ihr über die Ziellinie. Jetzt, da diese beiden im Ziel waren, war die Siegerin des Sonntagssprints über die letzte Runde souverän und verließ die „Wand“ mit 11,5 Sekunden Rückstand. Oeberg war zwar allmählich erschöpft, wollte aber ihre gelbe Startnummer um jeden Preis verteidigen und verlangte sich auf den letzten paar hundert Metern Einiges ab, um es 9,6 Sekunden vor Chevalier-Bouchet ins Ziel zu schaffen. Bei der 6,1-km-Marke war Elvira 6,8 Sekunden vor Olsbu Roeiseland auf den dritten Platz vorgerückt und konnte diesen auch nach der „Wand“ halten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah sie so entschlossen wie ihre Schwester aus und pushte sich weiter, bis sie schließlich mit ihrem allerersten Podestplatz in der Tasche die Ziellinie überquerte – ganz im Sinne des 1-3-Finishs der Boe-Brüder am selben Tag.
 
Perfektes Rennen für Chevalier-Bouchet
Chevalier holte ihrerseits ihre erste Podestplatzierung seit dem Januar 2019 in Oberhof. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen, denn es war perfekt: Null Fehler im Schießen und eine sehr gute Zeit auf den Skiern. Vor der Saison habe ich an meiner Form gezweifelt, weil ich seit den Weltmeisterschaften in Oestersund keine gelbe Startnummer mehr angezogen habe, aber diesen Sommer hatte ich das Gefühl, gut in Form zu sein.“
 
„Ich habe alles gegeben"
Elvira Oeberg, der es schwerfiel, ihre Gefühle zu beschreiben, gab zu, dass es „wirklich großartig" war, zum ersten Mal einen Podesplatz zu ergattern. „Ich bin überglücklich.“ Sie beschrieb weiter, wie ihre erstaunliche letzte Runde ihren Podestplatz besiegelte. „Ich wusste, dass ich mich nach dem Liegendschießen gut positioniert habe. Als ich im Stehendschießen einmal verfehlte, habe ich auf dem Bildschirm gesehen, dass ich an dritter Stelle oder so war. Ich habe gespürt, dass ich mich pushen muss und dass es eng wird. Ich wusste, dass ich bei dem steilen Anstieg am Ende der Runde alles geben muss. Ich musste mich wahnsinnig antreiben und habe es auch gemacht.“
 
Von Hanna inspiriert
Sie betonte, was für eine große Rolle Hanna in ihrem Leben und in ihrer Biathlon-Karriere spielt. „Für meine Biathlon-Karriere ist sie extrem wichtig. Sie hat mir sehr viel beigebracht und ich habe immer zu ihr aufgeschaut. Sie hat viel damit zu tun, dass ich schon jetzt dort bin, wo ich bin. Und dass ich diesen Tag mit ihr teilen darf, macht alles noch schöner.“
Quelle: biathlonworld.com
 
Nach einem guten Start ins Rennen räumte Denise Herrmann im Liegendanschlag alle 5 Scheiben ab. Läuferisch konnte sie heute jedoch mit der insgesamt 8-besten Laufzeit nicht überzeugen, haderte nach dem Rennen auch mit ihrem Material. Im Stehendanschlag wollte die verflixte 5. Scheibe dann nicht fallen, ein Podestplatz war nicht mehr in Sicht. Bei Franziska Preuß lief es ähnlich. Im Liegendanschlag konnte sie alle Scheiben abräumen, musste jedoch nach dem Stehendschießen zwei Strafrunden drehen. Dank passabler Laufleistung reichte es noch zu Rang 16.
Als  Resümee kann man feststellen, dass die deutschen Damen heute alle einen Schießfehler zuviel machten.
 
Die deutschen Platzierungen:
Platz  5, Denise Herrmann, 1 Schießfehler, Rückstand 0:47,6 Min.
Platz 16, Franziska Preuss, 2 Schießfehler, Rückstand 1:13,3 Min.
Platz 33, Venessa Hinz, 1 Schießfehler, Rückstand 1:48,2 Min.
Platz 39, Janina Hettich, 1 Schießfehler, Rückstand :55,8 Min.
Platz 49,  Maren Hammerschmidt, 2 Schießfehler, Rückstand 2:07,2 Min.
Platz 87, Sophia Schneider, 4 Schießfehler, Rückstand 3:55,1 Min.
geschrieben: 4. Dezember 2020 - 11:26 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 10:39