WC1 in Kontiolahti, Einzel über 20km der Herren

Event-Datum: 
Samstag, 28 November, 2020
Sturla Holm Laegreid verblüfft mit Einzel-Sieg in Kontiolahti
Der Norweger Sturla Holm Laegreid überrumpelte die großen Stars im BMW IBU Weltcupzirkus zum Saisonstart in Kontiolahti mit einem Sieg in 48:57 im 20 km Einzel der Männer. Der junge Norweger sicherte sich den Sieg mit 20 sauberen Treffern und einer starken Leistung auf der Strecke. Laegreid schlug seinen Teamkollegen Johannes Thingnes Boe, der sich einen Fehler leistete, um 19,4 Sekunden. Der Deutsche Erik Lesser, ebenfalls mit einem Fehler, wurde mit 1:03,6 Rückstand Dritter.
Quentin Fillon Maillet aus Frankreich wurde mit einem Fehler und 1:05,9 Rückstand Vierter, Ondřej Moravec aus Tschechien schaffte es mit fehlerfreiem Schießen und 1:06,9 auf Platz fünf. Platz sechs ging an den Schweden Sebastian Samuelsson mit zwei Fehlern und 1:31,8 Rückstand.
 
Sieg beim fünften Weltcup-Start
Für Laegreid war es erst sein fünfter Start im BMW IBU Weltcup. Seine bisherigen vier Starts absolvierte er in der letzten Saison nach einer Silbermedaille bei den IBU Offenen Europameisterschaften und einer starken Saison im IBU Cup, in der er den Massenstart 60 von Martell gewonnen hatte. Nach dem größten Erfolg seiner Karriere sagte er: „Ich schwebe noch in ganz anderen Sphären. Ich habe noch gar nicht begriffen, was passiert ist. Ich genieße es einfach sehr.“
Zu seinem Erfolg in der letzten Saison, in der er bei vier Starts nur einmal verfehlt hatte, und der weißen Weste heute sagte er weiter: „Ich weiß nicht, das ist einfach Glück. Ich werde versuchen, so weiterzumachen, aber das ist echt schwierig. Ich glaube, ich werde ab und zu auch ein paar Fehler machen, aber hoffentlich nicht morgen.“
Zum gelben Trikot, dass er morgen tragen wird, sagte er: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute eine Chance auf den Sieg habe. Es war völlig wild von meinen Trainern zu hören, dass ich in Führung liege ... Es war unglaublich.“
 
Bewölkter Start, gutes Liegendschießen
Der Österreicher Felix Leitner eröffnete die neue Saison mit der Startnummer 1 unter bewölktem Himmel bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, während die Windfahnen am Schießstand in einer leichten Brise von rechts nach links wehten. Starter Nummer sechs Alexander Loginov ging mit einem sehr schnellen, fehlerfreien ersten Liegendschießen früh in Führung. Ihm dicht auf den Fersen war eine Reihe fehlerfreier Schützen, darunter bekannte Namen wie Fillon Maillet und Tarjei Boe sowie der Slowene Jakov Fak und Olympiasieger Arnd Peiffer. Nicht unter den ersten 40 ohne Fehler war Johannes Boe, der nach der schnellsten ersten Runde einmal verfehlte, während Laegreid alles traf.
 
Aufholjagd
Beim ersten Stehendschießen verfehlte Loginov einmal und konnte danach nicht mehr um den Sieg mitreden. Fak erhöhte auf 10 Treffer und setzte sich an die Spitze, gefolgt von Rastorgujevs einige Sekunden hinter ihm, ebenfalls mit der zweiten Null. Auch Tarjei Boe und Fillon Maillet kamen schneller als das Feld an den Schießstand, verfehlten aber jeder einmal. Der Mann in Gelb machte auf der zweiten Runde ordentlich Dampf und traf alle fünf Scheiben, womit er sich mit 21 Sekunden Rückstand auf Platz vier vorschieben konnte. Laegreid übertrumpfte nach fehlerfreiem Liegendschießen alle seine berühmten Mannschaftskameraden mit einem schnellen ersten Stehendschießen und ließ sich die Führung danach nicht mehr nehmen.
 
Laegreid hat das Heft in der Hand
Johannes holte auf der Strecke weiter auf und arbeitete sich auf dem Weg zum zweiten Liegendschießen an die Spitze heran, setzte fünf schnelle Treffer, lag aber weiter 5,2 Sekunden hinter seinen fehlerfreien Rivalen Moravec und Fak. Die große Sensation des Tages war allerdings weiterhin Laegreid, der seinen Vormarsch aufs Podest mit einer weiteren Null-Fehler-Serie und gutem Tempo fortsetzte und sich 32 Sekunden von der Konkurrenz absetzen konnte.
 
Nerven wie Drahtseile
Fillon Maillet kam mit 25 Sekunden Rückstand auf die Spitze zum letzten Schießen, setzte fünf Treffer und meldete Ansprüche auf den Sieg an. Moravec und Johannes folgten ihm auf dem Fuße, setzten auch fünf Treffer und gingen wieder auf die Strecke, der Norweger mit 17 Sekunden Vorsprung vor dem tschechischen Veteranen. Laegreid bewies im letzten Schießen Nerven wie Drahtseile. Er kam mit 32,6 Sekunden Vorsprung an den Schießstand, schoss schneller als sein Mannschaftskamerad und ging mit 36 Sekunden Vorsprung vor Johannes auf die letzte Runde. Während diese Gruppe um die Podestplätze kämpfte, meldete auch Lesser mit nur einem Fehler und einem fehlerfreien letzten Schießen Ansprüche aufs Podest an, mit nur 5 Sekunden Rückstand auf Platz drei.
 
Erster Sieg
Der zweifache IBU Gesamtweltcup-Sieger verlangte sich auf der letzten Runde weiter alles ab und schob sich mit 42 Sekunden Vorsprung auf Fillon Maillet auf Platz eins. Der Franzose konnte sich mit einer guten letzten Runde vor Moravec und Fak platzieren. Für einen Sieg reichten Johannes‘ Anstrengungen aber trotzdem nicht. 
Vor der Zwischenzeit bei 18,3 km verlor Laegreid etwa 10 Sekunden. 600 Meter vor dem Ziel spurtete er die berüchtigte „Wand“ hinauf und drückte bis ins Ziel weiter voll aufs Gas. Er kam mit 19,6 Sekunden Vorsprung über die Linie, schnappte kurz nach Luft und brüllte dann ein begeistertes „Yeah!“ in die Luft, das im leeren Stadion von Kontiolahti widerhallte. Der erste Sieg im BMW IBU Weltcup war ihm nicht mehr zu nehmen. Nachdem er auf dem Podest gestanden hatte, erklärte der Sieger: „Es war eine helle Freude, dort heute zu stehen.“
 
„Ich habe meine Sache heute sehr gut gemacht.“
Obwohl er Zweiter geworden war, war Johannes nicht enttäuscht. „Ich bin sehr zufrieden. Dieses Rennen ist unberechenbar. Beim Einzel spielen die Nerven eine große Rolle, und es ist ein langes Rennen. Ich war mir nicht sicher, ob meine Form über 20 km hält. Der Schießstand hier ist auch ziemlich schwer, aber ich habe 19 Treffer gesetzt und bin von Anfang bis Ende ein gutes Tempo gelaufen. Ich habe meine Sache heute sehr gut gemacht.“
 
Qualifikation und Podestplatz
Lesser sagte zu seinem dritten Platz in dem Stadion, in dem er 2015 den IBU Weltmeistertitel in der Verfolgung gewonnen hatte: „Ich weiß noch, dass ich mich 2012 auch für den Weltcup qualifizieren musste, das war ein 20 km Einzel in Östersund und ich stand zum ersten Mal auf dem Podest. In diesem Jahr musste ich mich auch qualifizieren, es ist ein 20 km Einzel und ich stehe auf dem Podest. Ich glaube, diese zwei Tage sind gleich.“
Quelle: biathlonworld.com
 
Die deutschen Platzierungen:
Platz 3,    Erik Lesser, 1 Schießfehler, 1:03,6 Min. Rückstand
Platz 17,  Arnd Peiffer, 2 Schießfehler, 2:56,9 Min. Rückstand
Platz 28,  Roman Rees, 2 Schießfehler, 3:55,5 Min. Rückstand
Platz 29,  Benedikt Doll, 3 Schießfehler, 3:57,3 Min. Rückstand
Platz 40,  Johannes Kühn, 3 Schießfehler, 4:34,6 Min. Rückstand
Platz 74,  Lucas Fratzscher, 5 Schießfehler, 7:57,5 Min. Rückstand
 
Eine Folge von Corona ist, dass im ersten Quartal, also bis Weihnachten, keine IBU Cup Rennen ausgetragen werden.
Für die Sportler aus der „zweiten Reihe“ wird es daher schwieriger sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Das gilt für den Nachwuchs aber auch für solch erfahrene Athleten wie Simon Schempp der derzeit nicht dem Weltcup Team angehört.
geschrieben: 28. November 2020 - 17:42 ; letzte Änderung: 30. November 2020 - 9:58