WC2 in Kontiolahti, Norwegische Herrenstaffel siegt vor Schweden und Deutschland

Event-Datum: 
Sonntag, 6 Dezember, 2020
Boe-Brüder führen norwegische Staffel zum Sieg
Bei der 4x7,5-km-Staffel in Kontiolahti untermauerte das dynamische Brüder-Duo Tarjei und Johannes Thingnes Boe einmal mehr seine Top-Form. Nachdem die beiden norwegischen Startläufer Sturla Holm Laegreid und Vetle Sjaastad Christiansen dem Team eine gute Ausgangsposition verschafft hatten, schraubten die Brüder in der zweiten Rennhälfte den Vorsprung auf 1:16:21 Minuten, wodurch ihnen die Goldmedaille sicher war. Dabei brauchten die Norweger insgesamt neun Nachlader. Schweden mit dem herausragenden Schlussläufer Sebastian Samuelsson durfte sich mit 39,2 Sekunden Rückstand bei zehn Nachladern über Silber freuen. Das Treppchen komplettierten die deutschen Skijäger, die bei neun Nachladern mit 51,7 Sekunden Rückstand ins Ziel kamen.
 
„Stock- oder Beinbruch“
Der norwegische Schlussläufer gab zu, dass er keinen perfekten Tag erwischte. Dafür lobte er die Leistung seiner Teamkollegen umso mehr. „Mein Schießen war soweit in Ordnung, denke ich, doch im Liegendanschlag hatte ich einige Probleme mit der letzten Scheibe. Dennoch hatte ich nach den drei hervorragenden Durchläufen meiner Teamkollegen immer das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Auf der letzten Runde ist mein Stock im Schnee stecken geblieben und gebrochen. Das hat mir noch einmal vor Augen geführt, dass es wichtig ist, bis zum Schluss alles zu geben. Denn man weiß schließlich nie, wo man sich einen Stock- oder Beinbruch holt, wie man so schön sagt.“
 
Russland kam mit sieben Nachladern und 1:08 Minuten Rückstand auf Rang vier. Italien musste acht Mal nachladen und lief 1:37 Minuten nach dem Siegerteam als Fünfter über den Zielstrich. Die österreichische Staffel leistete sich zehn Nachlader und 1:46,9 Minuten Rückstand, was Platz 6 bedeutete.
 
Zwölf Teams innerhalb von zehn Sekunden
Beim ersten Staffelrennen der Saison gingen insgesamt 24 Teams an den Start. Die Bedingungen waren ähnlich wie in der vergangenen Woche: Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, leichter Nebel und moderater Wind am Schießstand. Nach dem ersten Liegendschießen führte Russland das Feld an. Gleich zwölf Teams, die bis auf Deutschland und Kanada ohne Nachlader auskamen, gingen innerhalb von zehn Sekunden zurück auf die Piste. Vor dem Stehendanschlag hatten sich Frankreich und Norwegen zwar vom Feld abgesetzt, zeigten dann aber Nerven beim Schießen, sodass die USA mit Sean Doherty die Führung übernahmen. Emilien Jacquelin musste gleich drei Mal in die Strafrunde und bürdete seiner Mannschaft dadurch mit 1:16 Minuten einen großen Rückstand auf. Laegreid lief in der nächsten Runde 10 Sekunden heraus und legte vor allem im Anstieg ein hohes Tempo an den Tag. Er übergab als Erster an Christiansen, knapp dahinter folgten Belarus und Deutschland.
 
Norwegen, Deutschland und die Schweiz im Gleichschritt
Die drei führenden Teams lagen allesamt innerhalb einer Sekunde, wobei Sergei Bocharnikov aus Belarus trotz eines Nachladers als Erster wieder in die Loipe abbog. Nach dem nächsten Schießen ging Rees trotz zweier Nachlader in Führung, dicht gefolgt von Ondřej Moravec aus Tschechien, der alle fünf Scheiben im ersten Versuch erwischte. Dahinter kam Christiansen mit ebenfalls zwei Nachladern. In der Loipe zog Christiansen das Tempo an und setzte sich an der Zwischenzeit zwei Sekunden vor Rees. Benjamin Weger brachte die Schweizer zwischenzeitlich auf Rang drei. Beim Wechsel übergab der Norweger an Tarjei Boe, 3,5 Sekunden dahinter übernahm Arnd Peiffer für Deutschland. Der Rückstand der Eidgenossen betrug 9,5 Sekunden.
 
Tarjei Bö und Arnd Peiffer Kopf an Kopf
Tarjei Bö und Arnd Peiffer kamen zeitgleich zum Liegendschießen. Beide blieben fehlerfrei, doch der Norweger schoss etwas schneller als der Deutsche und holte eine Führung von 8 Sekunden heraus. Eduard Latypov, Felix Leitner und Jeremy Finello machten sich als Dreierpack mit einem Rückstand von 25 Sekunden auf die Verfolgung.
Tarjei Boe gab weiter Vollgas und vergrößerte seinen Vorsprung vor dem Stehendanschlag auf 16,7 Sekunden. Nach vier Treffern in Serie brauchte er für die fünfte Scheibe einen Nachlader. Peiffer musste ebenfalls einmal nachladen, sodass der Abstand in etwa gleich blieb. Finello brauchte zwei Nachlader und ging mit 34 Sekunden Rückstand als Dritter zurück auf die Laufstrecke. Dahinter folgten mit sieben Sekunden Rückstand Russland und Schweden, die jedoch weiterhin Tuchfühlung zum Podium hielten. Tarjei Boe hingegen holte noch einmal alles aus sich heraus und übergab seinem Bruder einen Vorsprung von 23,9 Sekunden auf den Deutschen Benedikt Doll. Der Schwede Martin Ponsiluoma setzte seine gute Woche fort und schickte nach einer fulminanten letzten Runde den Sieger der Verfolgung, Sebastian Samuelsson, als Dritten auf die Reise. Dahinter folgten mit acht Sekunden Rückstand die Teams aus der Schweiz und aus Russland.
 
Probleme im Liegendanschlag
JT Boe zog in der ersten Laufrunde zuverlässig seine Bahn, traf beim Schießen vier Mal, hatte dann jedoch einen Wackler bei der fünften Scheibe, für die er alle drei Nachlader benötigte. Währenddessen brachte Doll ein fehlerfreies Schießen zustande und verkürzte den Abstand dadurch auf 15 Sekunden. Samuelsson blieb ebenfalls tadellos und ging 8,7 Sekunden nach dem Deutschen auf die Laufstrecke. Weitere sechs Sekunden dahinter lag Alexander Loginov, der fünf Mal ins Schwarze traf und als Vierter auf die Runde ging. Samuelsson schlug in der Loipe ein horrendes Tempo an und holte Doll ein. Auch JT Boe war flott unterwegs, holte seine Nachlader auf der Strecke wieder heraus und lief über 30 Sekunden Vorsprung heraus, während sich hinter ihm Deutschland und Schweden ein packendes Duell lieferten. Obwohl der Norweger seinen zweiten Schuss im letzten Schießen zu hoch ansetzte, genügte ein Nachlader, um den Sieg nach Hause zu bringen. Samuelsson benötigte ebenfalls eine Extra-Patrone, Doll hingegen zwei. Damit ging die neue Hoffnung am schwedischen Biathlon-Himmel sieben Sekunden vor dem Deutschen auf die letzte Runde. Russland hingegen lag 1:04 Minuten zurück.
 
Gebrochener Stock und „Elbow Bump“
Die letzte Runde wurde für Norwegen zum Schaulaufen, obwohl JT Boe nach einem gebrochenen Stock noch eine Schrecksekunde zu überstehen hatte. Nach Überqueren der Ziellinie feierten er und seine Teamkollegen den Erfolg coronagerecht per Ellbogen. Samuelsson ließ nichts anbrennen und sicherte Schweden Platz zwei, Doll holte für Deutschland Bronze.
Quwelle: biathlon-news.de
 
Die deutsche Herrenstaffel  in der Besetzung Erik Lesser, Roman Rees, Arnd Peiffer und Schlussläufer Benedikt Doll lief auf Platz 3.
geschrieben: 9. Dezember 2020 - 19:35 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 10:36